Unternehmen helfen Ukrainern: Evakuierung von Familien, ein Flüchtlingslager in der Fabrik

Ungefähr 200.000 ukrainische Bürger sind in der tschechischen Wirtschaft beschäftigt. Die russische Invasion der Ukraine hat die Unternehmen auch hier von einem Tag auf den anderen sowohl wirtschaftlich als auch menschlich stark getroffen. Um praktische Informationen für Unternehmen bereitzustellen, die entweder viele ukrainische Kollegen haben oder einfach nur effektiv helfen möchten, organisierte die DeutschTschechische Industrie- und Handelskammer (DTIHK) gemeinsam mit Unternehmen der Plattform #PartnersForSustainability am 3. März das Forum #HelpForUkraine.

„Wir evakuieren die Familien unserer Mitarbeiter aus der Ukraine. Für Familien in der Region Dnipropetrovsk können wir aber im Moment nicht mehr tun, als ihnen Geld zu schicken“, berichtet Michal Zahrádka, Chef von Schunk Carbon Technology. Der Osten der Ukraine sei von russischen Truppen isoliert worden und Familien können die EU-Grenzen nicht mehr sicher erreichen. Neben den finanziellen Mitteln stellen einige Unternehmen auch Personal bereit. „Zwei Personen arbeiten Vollzeit, um die Hilfe für die Familien unserer ukrainischen Mitarbeiter zu koordinieren“, so Marta Párová vom Automobilzulieferer Borgers.

Unternehmen helfen oft mit dem, was sie am besten können. Bei den Mobilfunkbetreibern Vodafone und T-Mobile sind seit Beginn der Invasion alle Anrufe und SMS-Nachrichten in die Ukraine kostenlos; Vodafone organisiert zudem eine Sammlung von Mobiltelefonen, stattet jedes Handy mit einer Prepaid-SIM-Karte aus und stellt sie den ukrainischen Flüchtlingen zur Verfügung. Škoda Auto bietet neben finanzieller Hilfe auch humanitäre Hilfstransporte in die Ukraine an und hat sein Partnerwerk in Solomonovo in ein Flüchtlingslager umgewandelt.

„Die Hilfe der Unternehmen ist unglaublich, ebenso wie die Geschwindigkeit, mit der sie organisiert wurde. Viele sind fassungslos aufgrund der schrecklichen Schicksale in den Familien ihrer ukrainischen Mitarbeiter und Kollegen“, sagt DTIHK-Chef Bernard Bauer.

Auch viele Unternehmen, die nicht direkt betroffen sind, wollen helfen und brauchen Informationen, wie das schnell und gezielt möglich ist. Im Forum #HelpForUkraine berichtete daher Marta Habová von der Online-Plattform Stojímezaukrajinou.cz über die dringendsten Bedürfnisse von Flüchtlingen und Menschen im Kriegsgebiet und welche Hilfsmaßnahmen in welchen Phasen sinnvoll sind.

Die Tschechische Anwaltskammer (ČASK) wiederum stellte eine auf ihrer Website veröffentlichte Liste von Rechtsanwälten vor, die ihre Dienste für Kriegsbetroffene kostenlos anbieten. Gleichzeitig warnt die Anwaltskammer vor verschiedenen Vermittlern, die den Flüchtlingen bei ihrer Ankunft in Tschechien die Asylabwicklung als kostenpflichtige Dienstleistung anbieten. Auch die Tschechische Psychologische Allianz für Globalen Wandel bietet kostenlose und auf Ukrainisch psychologische Hilfe.

Aufgrund des Krieges in der Ukraine änderten die DTIHK und die #PartnersForSustainability das ursprüngliche Thema des German Czech Economic Forum von „Sustainability“ zu #HelpForUkraine. Die für die kostenintensive Hybrid-Konferenz eingeplanten Ausgaben werden an ein konkretes Hilfsprojekt für die Ukraine gespendet. Beispiele für die Unterstützung der Ukraine wurden auf der Konferenz von Vodafone, Škoda Auto, Schunk Carbon Technology, Borgers, Aimtec und E.on vorgestellt.

#PartnersForSustainability ist eine Plattform der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer und der Partnerunternehmen, die helfen will, wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit sowie ökologische und soziale Verantwortung noch besser in Einklang zu bringen und so den Weg in eine nachhaltige Zukunft mitzugestalten. Weitere Mitglieder der Plattform sind Bosch, Brose, ING, Siemens, BASF, Hettich und T-Mobile.

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